Genau 50 Jahre – also ein halbes Jahrhundert – ist es 2017 her, dass an der Europäischen Schule in Karlsruhe (ESK) das erste Abitur verliehen wurde. Am vergangenen Samstag, 8. Juli, wurde das Jubiläum im Rahmen der offiziellen Abiturverleihung in der Schulturnhalle mitgewürdigt. Beim ersten Abitur am Ende des Schuljahres 1967/1968 bekamen drei junge Leute das Diplom. 70 Schulabgänger aus 20 verschiedenen Ländern der Erde nahmen nun unter den Augen hunderter internationaler Gäste, Familien, Eltern, Freunde und Lehrer ihr international anerkanntes Abschlusszeugnis entgegen.
Das einzige Abitur-Diplom der Welt, das in allen 28 EU-Mitgliedstaaten, in den USA, in Kanada, in der Schweiz und in vielen anderen Ländern anerkannt ist, wurde mit der großen Abschlussfeier in der Turnhalle gebührend gefeiert. Dieses Jahr stammten die „Abis“ aus Germany, Belgium, France, United Kingdom, Ireland, Italy, Netherlands, Poland, Hungary, Brazil, Luxembourg, USA, China, Bulgaria, Croatia, Turkey, Poland, Japan, Togo und Switzerland. Viele der Heranwachsenden bleiben vom Kindergarten bis zum Abitur an der ESK, die derzeit 150 Mitarbeiter beschäftigt und an der in 17 verschiedenen Sprachen unterrichtet wird.
Überraschungsbotschaft von EU-Kommissar Günther Oettinger
Einen Überraschungsbeitrag per Videobotschaft gab es für die „Abis“ 2017: Günther Oettinger, EU-Kommissar für Haushalt und Personal, grüßte in einer fünfminütigen Rede persönlich die europäischen Schulgemeinschaften. ESK-Direktor brachte in seiner Ansprache an die Schüler das Verständnis von Europa auf den Punkt: „Hier in der ESK, lernt ihr schon miteinander in Europa, statt nur etwas übereinander zu lernen. Und ihr feiert miteinander: heute das Europäische Abiturdiplom, aber auch auf europäischen Musikfestivals oder in den lebendigen Metropolen Europas. Keine Generation vor euch hatte so erfreuliche Gelegenheiten, sagen zu können: Wir sind Europa! Und ihr erlebt tatsächlich ‚mehr Europa‘ als alle Generationen vor euch!“ Schon vor 55 Jahren waren an der ESK, die in der Karlsruher Waldstadt 1962 ins Leben gerufen wurde, die ersten Schüler im europäischen Gedanken unterrichtet worden.
„Von anderen Kontinenten zugewanderte Menschen wissen das Kostbare Europas oft in ganz besonderer Weise zu schätzen“, betonte Daniel Gassner in seiner Rede weiter. „Sie kennen Armut, Unfrieden, Unfreiheit und Unrecht in anderen Teilen der Welt. Sie erleben Europa als einen Raum des Wohlstands, der Selbstverwirklichung und in vielen Fällen auch als Schutzraum: vor Pressezensur oder staatlichen Internetsperren, vor Folter, vor Todesstrafe, vor Kinderarbeit oder Gewalt gegen Frauen oder vor der Verfolgung jener, die eine gleichgeschlechtliche Beziehung leben. Unsere europäischen Werte sind also verbindlich, und sie verbinden.“ Den „Abis“ als „junge Generation von Europäern“ gab der Schulleiter mit auf den Weg, diese Werte auch weiter zu pflegen.
Dank an das Joint-Research-Centre Karlsruhe
Daniel Gassners Dank galt vor allem auch der Mutter-Organisation der ESK, dem Joint-Research-Centre Karlsruhe, das von Direktorin Dr. Maria Betti, und von Dr. Jacqueline Ribeiro, Mutter eines ESK-Abiturienten, vertreten war. Mit ebenso würdigenden Ansprachen gestaltete sich die Festveranstaltung weiter: Die Rede von Thorsten Reineke, Vize-Präsident der ESK-Elternvereinigung, stieß auf ebenso großen Beifall wie die Reden von Periklis Pialoglou, dem stellvertretenden Direktor der Oberschule, von Dr. Jacqueline Ribeiro und von Abiturient Kim Lippoth, dem SMV-Präsidenten.
Für eine besondere musikalische Einleitung der Abiturverleihung sorgten die Abiturientin Ines Kikumi-Skoczowski (Violine) und Masayo Tanako-Skoczowski am Klavier. Die Abiturienten Adriano Conforto und Nicola Hock begeisterten mit Gesang und unterstützt von Yasmine Zöller am Klavier. Abiturient Felix Welsch (Klarinette) faszinierte mit seinem Können beim musikalischen Ausklang und in Begleitung von Musiklehrer Elmar Klagges am Klavier.